Beida und Tsinghua überholen Ivy League

Die chinesischen Spitzenuniversitäten Beijing Daxue (Beida) und Tsinghua University rücken seit Jahren in die weltweite Topliga vor. Wenn man dem QS Ranking glauben schenken soll, liegt die Beida neu auf Platz 12, die Tsinghua auf Platz 14. Sie lassen dabei berühmte Universitäten aus der Ivy League, wie beispielsweise Princeton (16) oder Yale (18), hinter sich. Weiterhin einzige kontinentaleuropäische Universität, die sich in der Top Ten halten kann ist die ETH (9), die vorderen Plätze teilen sich amerikanischen und britische Universitäten unter sich auf.

Wo auf der Welt studiert es sich am besten? Hier auf dem Campus der Tsinghua University in Beijing. (Bild: Privat)

Nun kann man mit Statistiken alles beweisen, welche Universität man für die beste hält hängt nicht nur von Ort, Infrastruktur und Fachrichtung ab, sondern vor allem von den persönlichen Präferenzen. Als Absolventin der Tsinghua bleibt diese Universität für mich immer die Nummer 1 der Welt, ganz unabhängig vom Ranking.

Trotz der subjektiven Seite haben die Rankings auch eine geopolitische Bedeutung. Auf diese Dimension wies der U.S. Secretary of State Antony Blinken mehrfach hin, als er am 26. Mai 2022 in seiner Rede die Strategie der USA in Bezug auf den Wettlauf mit China an der Georgetown University vortrug. Ein entscheidender Faktor ist, so Blinken, das Humankapital: Menschen mit innovativen Ideen und Unternehmergeist, die ihre Talente in einer freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft entfalten können.

Blinken wies dann auch auf die Achillesferse der Volksrepublik China hin: Viele Talente verlassen China nach ihrem Abschluss des Grundstudiums, um in den USA zu doktorieren – und bleiben grösstenteils dort. Allein 2021 sollen die USA über 100’000 Studentenvisa an chinesische Bildungshungrige ausgestellt haben.

Aus chinesischer Sicht ist dieser Brain Drain nicht haltbar. Nur was tun? China kann natürlich seiner Bevölkerung verbieten, dass Land überhaupt zu verlassen (was sich momentan abzeichnet). Es kann die Infrastruktur der Universitäten verbessern – in diesem Bereich wurden in den letzten Jahren in China ungeheuerliche Anstrengungen unternommen. Es kann die besten Koryphäen aus aller Welt anlocken, was jedenfalls bis 2019 in China auch gelang.

Blick aus einem Studentenwohnheim auf dem Campus der Tsinghua University: An Investitionen in die Bildungsinstitutionen fehlt es in China nicht. (Bild: Privat)

Der am schwierigsten zu kontrollierende Faktor bleiben die Studierenden. Eine koreanische Kommilitonin hat einmal ihre Erfahrung auf den Punkt gebracht: «Bei einer Reise ist es nicht wichtig, wohin man reist. Wichtig ist, mit wem man reist.» Ähnlich verhält es sich beim Studium: Nicht wo man studiert ist wichtig, sondern mit wem. Die Studieninhalte sind in Boston und in Zürich mehr oder weniger dieselben, die Stühle sind bei langen Studientagen überall mehr oder weniger unbequem.

Entscheidend sind die Mitstudierenden – innerhalb und ausserhalb der Vorlesung, während dem Studium und danach. Letzteres ist niemandem mehr bewusst als der chinesischen Regierung, setzt sich ein Teil derselben traditionell aus der Tsinghua Clique zusammen, Kadermitglieder der Kommunistischen Partei Chinas, welche Alumni der Tsinghua University sind.

Studenten der Spitzenuniversität Tsinghua beim frühmorgendlichen Tanzkurs in der altehrwürdigen Turnhalle auf dem Campus. Viele davon dürften heute in Kaderpositionen innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas anzutreffen sein. (Bild: Privat)

Internationale Rankings senden so wichtige Signale aus, um die Besten der Besten anzulocken. Man darf gespannt sein, ob Tsinghua und Beida ihren Vormarsch fortsetzen und bald einmal in der Top Ten anzutreffen sind.